Augen auf beim Hackfleisch kauf – so lautet die Devise. Wenn die prall gefüllten Auslagen der fleischverarbeitenden Industrie einen geil machen, das Blut langsam vom Kopf in den Magen fließt, der von der oberen Gesichtshälfte abwandernde Speichel die Augen trocknen und die Mundwinkel triefen lässt, dann, ja DANN meine Freunde, ist höchste Konzentration von Nöten.

Fokussieren. Einer Kamera gleich. Der ISO-Wert im Hirn ist beim Betreten eines Metzgerei-Fachgeschäftes stets auf einem höheren Wert wie außerhalb. Die blendengleiche Palpebra weit geöffnet, den Blick zeilenweise die Theke abtastend, jedes Lichtphoton absorbierend, entgegen der Heisenbergschen Unschärferelation mit samt dessen Impuls und Ort bestimmt, quasi die Gesamtheit des in der Fleischtheke herrschenden Quantenzustandes, einer Momentaufnahme, erkannt und abgespeichert. Das ist der Moment in dem ich die Kalbsbeinscheiben erkannt habe – sich der Sinn und Zweck, die Notwendigkeit diese zu besitzen, manifestiert hat.

Ob der Gravitationslinseneffekt meines Schlauches Bauches oder der voluminösen Hungrigen links neben mir einen Teil dazu beigetragen hat ging in diesem Moment der Klarheit leider unter. Das ein gewisses Maß verborgene Teile der Theke durch diesen Effekt einsehbar waren, obwohl ein direkter Blick verwehrt gewesen wäre, will ich jedoch nicht abstreiten. Ausgleichend könnten aber weitere gravitative Effekte wie z.B. der Schwarzschildradius einer solch großen Masse wie der meines Bauches oder die der Hungrigen gewirkt haben. Genauere Rückschlüsse zum Ablauf kann ich mangels Protokollierung leider auch nicht mehr ziehen.

Schlüssig in meinen Augen ist jedoch die Äquivalenz von Hunger und Masse. Wenn Hunger als Energie (e) angesehen wird so lässt die Relativitätstheorie den Rückschluss zu das dieser Hunger mit Masse (m) gleichzusetzen ist. Leider war mir in diesem  Moment nicht klar welchen Wert v (also meine Geschwindigkeit) betrug, somit lassen sich keine genauen Rückschlüsse ziehen wie hoch diese Energie bzw. die relativistische Masse tatsächlich war. Auch der Einfluss dieser Energie auf die Pseudo-Riemannsche Mannigfaltigkeit (Raumzeit) ist mir noch nicht hinlänglich bekannt.

Nach dem Eintreffen in den eigenen vier Wänden, der Erkenntnis das kein Wein zum Kochen da ist, dafür aber Bauernbratwürste im eisigen Abteil meiner Kühl-Gefrierkombination befindlich sind, entschloss ich diese sprichwörtlich mit zu verwursten.

Zutaten

  • Ossobuco-Zeug (Kalbsbeinscheibe(n), Karotte, Sellerie, Zwiebel, passierte Tomaten, Fleischbrühe usw.)
  • gröbere Bauernbratwurst
  • Salz, Pfeffer, Öl

Rezeptle

1. Die Kalbsbeinscheiben habe ich gewürzt, mehliert, scharf angebraten. Dazu kamen gehackte Zwiebeln und etwas Knoblauch. Ebenso in dünne Scheiben geschnittene Karotten sowie gewürfelter Sellerie – welcher in Knollenform daher kam.

Mit Fleischbrühe und passierten Tomaten abgelöscht sowie abgeschmeckt kamen die Bratwürste dazu. Deckel drauf, Schrödingers Katze tot.

2. Alles in den Ofen bei ca. 170 bis 190 °C. Anfangs noch zugedeckt, gegen Ende offen. Schmoren lassen bis einen der Geruch zwingt es zu servieren.

Der Teller ist erst dann leer wenn sich folgendes Bild zeigt. Alles Andere wäre Frevel. Was mich auch gleich daran erinnert das ich Knochenmark-Löffel brauche. Und zwar dringendst!

Mir hat diese Kombination außerordentlichst gemundet. Klar, die Wurst ist etwas deftiger vom Geschmack passt m.M.n. aber trotzdem zur doch kernigen und fettigeren Konsistenz der Beinscheibe.

Fazit: Testen!

Wenn ich das so lese – ich sollte eindeutig wieder mehr trinken…

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barbara
barbara
12 Jahre zuvor

irgendwie schwinden mir gerade die sinne.
wo ist das schwarze loch?
wenn du noch was übrig hast, dann fummle noch schnell eine gremolata dazu: etwas glatte petersilie hacken, etwas knofi ganz klein hacken, die schale einer unbehandelten zitrone abreiben.
alles vermischen und auf das fleisch geben. heaven!
werde hier ständig dran erinnert, was ich mal wieder machen muß.

Thomas Sixt
12 Jahre zuvor

Deine Geschichte, wunderbar, Dein Osso ebenso. Die Tränen treibts mir in die Augen bei den Spirali Nudeln. Warum machst nicht ein Safranrisotto dazu oder zumindest Bandnudeln in Butter geschwenkt? Gruß Thomas Sixt

Walter
12 Jahre zuvor

Also nur zum Verständnis, Knochenmarklöffel, weil man das Knochenmark aus dem Knochen rauslöffeln kann? Mir kommt grad erstmalig unter, dass das so gehen soll…
Müsste doch eine ziemlich schleimige Konsistenz haben und geschmacklich… ja wie darf ich das geschmacklich einstufen?

Michael
Michael
12 Jahre zuvor

Warum nimmst du nicht einfach mehrere Beinscheiben, löffelst das Rückenmark raus, oder ziehst es dir genüsslich durch eine Tortiglioni rein und nimmst die Bratwurst dann als Dübel um sie aufeinander zu stapeln. Dazwischen kannst du dann noch gebratenen Speck oder, für die Vegetarier ,etwas Zucchini einschieben und das ganze dann panieren und in Schweineschmalz ausbacken. Da brauchst dann auch kein Safranrisotto mehr, was ich mir zu Ossobuco sowieso nicht vorstellen kann.
Nudeln auch nicht. Ein schöner wurstverdübelter Fleischturm reicht. So würde ich das Gericht dann auch nennen.
Ich hoffe ich finde bald einen Ergebnisbericht darüber. Mfg Michael Wurst

Thomas Sixt
12 Jahre zuvor

@michael Bratwurst als Dübel ich lach mir gerade einen Keks 🙂 Gruß Thomas

Pius Brenner
Pius Brenner
3 Jahre zuvor

Ich hab mir in deiner Rubrik Italien den Wolf gesucht.
Ossobuco ist wohl versehentlich nach Frankreich gerutscht.

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